Rosh Hashanah, Schlangen und israelische Schnitzel



In den letzten Tagen stand neben der Arbeit im Dishwash auch erstmals für mich die Arbeit im Housekeeping auf dem Programm. Neben Betten machen, Klos putzen und Mülleimern leeren ist man in diesem Bereich auch für sonstige Wünsche der Gäste zuständig, da man direkt bei den Zimmern der ideale Ansprechpartner für kleine und große Anliegen ist. Das ein oder andere Kuriosum fällt einem bei der Zimmerreinigung dann schon auf. Nicht nur, dass viele Israelis ihre Hunde mit ins Hotel bringen, obwohl dies nicht erlaubt ist, sondern es werden auch allerlei technische Geräte beim Verlassen des Zimmers angelassen. Dies ist allerdings im Wesentlichen dem Feiertag Rosh Hashanah geschuldet, da es die religiöse Tradition an manchen Feiertaegn nicht erlaubt, technische Geräte zu bedienen. So ist es nicht ungewöhnlich wenn man in ein Zimmer kommt, dass Licht, Klimaanlage und Wasserkocher angeschaltet sind, direkt neben brennenden Kerzen.
In der Frühschicht im Housekeeping, die um 6 Uhr beginnt und bis 14 Uhr reicht, ist man nicht für das Säubern der Zimmer zuständig, sondern für die öffentlichen Bereiche, also Lobby, Rezeption, Barbereich und die Toiletten in der Lobby. Gerade in letzteren herrscht ein  ideales Klima für Echsen und schuppiges Getier aller Art. So durfte ich mich dann auch als Schlangenfänger auf dem Männerklo profilieren, da sich eine kleine Schlange gemütlich hinter dem Mülleimer eingerichtet hatte. Für alle die in der Zukunft mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind: Ein Kehrblech mit langem Stil taugt auch ganz wunderbar zum Hinausbefördern einer Schlange.
Da wie bereits erwähnt Rosh Hashanah gefeiert wurde, durfte unsere Gruppe auch am Taschlich Ritual teilnehmen. Das Ritual ist kurz und bündig erklärt: Man wirft einen Stein, der symbolisch für die Sünden steht, ins Meer und trennt sich somit symbolisch von den Verfehlungen des vergangenen Jahres. Beim Streifzug über den Strand fand ich einen besonders großen Stein. Was das wiederum bedeutet, muss sich jeder selbst überlegen.
Weiterhin erlebte ich meine erste Shabbatfeier direkt in Nes Ammim. Nun mag sich die theologisch gebildetete Leserschaft vielleicht fragen: Moment mal, Der Shabbat ist doch eine jüdische Feier. Wieso dürfen Christen diese dann selbstständig feiern? Nun, wie uns von Rabbinern erklärt wurde, ist der Shabbat ein Geschenk an die ganze Schöpfung und daher darf auch die ganze Schöpfung und nicht nur das jüdische Volk diesen feiern. So durften die Frauen oder Kinder, wie es bei dem Ritual üblich ist, die Kerzen entzünden, der Segen über Brot und Wein wurde gesprochen, Suppe wurde zu Beginn des Mahls gereicht und wir hörten einige Verse aus der Thora. Das Ritual war schön und außerdem bietet es eine gute Möglichkeit, das alle gemeinsam bei Tisch sitzen und ein zusammen essen.

Haifa - mit Blick auf einen Tei des Hafens.
An einem unser freien Tage besuchten wir das nur etwa 35 Km entfernt liegende Haifa. Das Stadtbild ist durchaus industriell geprägt, es gibt aber auch viele schöne Seiten. So besuchten wir während unseres etwa fünf stündigen Aufenthalts das Bahai Heiligtum. Die Anlage beherbergt die Gebeine von Sayyid Ali Muhammed Schirasi, genannt „Bab“, einem der Stifter dieser monotheistischen Religion, die es erst seit gut 150 Jahren gibt. Sehr kurz gefasst vertritt diese Religion die Lehre, dass alle Religionen im Wesentlichen das Gleiche aussagen, deren Kern in einer friedlichen Grundausrichtung besteht und das Harmonie und Frieden im gemeinsamen Miteinander möglich sind. Der Bab (arabisch „Tor“) kündigte das Kommen einer messianischen Gestalt an, der dann in der Person von genannt Mirza Husayn Ali Nuri, genannt Baha ullah (arabisch „Herrlichkeit Gottes“) auch kam und der ein Zeitalter des Friedens einläuten würde. 
Im Garten der Bahai mit Blick auf das Mausoleum  des Bab. 
Da der Bab als Prophet im Iran wirkte und es nach der Lehre des Islam keine Propheten nach Mohammed, als Siegel der Propheten, gibt, wurde der Bab hingerichtet. Seine Überreste wurden schließlich nach langen Wirrungen in Israel beigesetzt, da es den Bahai hier möglich ist, ihre Religion ungestört auszuüben. Um das Mausoleum herum ist eine wunderschöne Gartenanlage angelegt, die sich weit über die Hänge des Karmelgebirges erstreckt und die den Wünschen des Bab folgend, vom Kamm des Berges bis zum Meer reicht. Die etwa fünf Millionen Anhänger zählende Religion finanziert sich ausschließlich über Spenden, wo wir auch gleich beim Aufnahmeritual wären: Mit einer Spende ist dieses vollzogen. Der Besuch war für mich wirklich faszinierend, da ich über diese kleine Religionsgemeinschaft bisher wenig wusste. 
 Die letzten vergangenen Tage wurden abgerundet durch einen sehr wichtigen Teil des study programs: einer Einführung in die Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts. Tobias, der Leiter des study programms, führte uns kundig durch das steinige Gelände der verwickelten Geschichte dieses Konflikts. Einige der wesentlichen Punkte sind nun etwas klarer, doch bleiben weiterhin viele Fragen offen, die allerdings nicht nur für uns ungeklärt sind. Ein Strandbesuch am sogenannten „Bananabeach“ sorgte für die nötige Entspannung nach den vollgepackten letzten Tage.

Im Garten der Bahai - hier ist die terassenartige Gestaltung gut zu erkennen.   

Noch ein letztes Wort zu den israelischen Schnitzeln. Ich war einigermaßen überrascht, als ich mit meinen geringen neuhebräisch Kenntnissen auf den Karten verschiedener Imbisse die entsprechenden hebräischen Buchstaben die das Wort Schnitzel bilden, identifizieren konnte und in den Auslagen dann auch panierte Fleischstücke zu sehen waren. Das Schnitzel, dass man hier vielleicht doch eher nicht erwarten würde, ist anscheinend ein beliebter Imbiss, der häufig mit Salat und verschiedenen Soßen in einem Baguettebrötchen genossen wird. Schmeckt auch wirklich ganz gut!
























Kommentare

  1. Liebster Bruder, erst Mal ein Kompliment für deine sehr gelungenen blogeinträge!
    Mich würde Mal interessieren ob es irgendwas gibt, was du in Israel vermisst (Mal abgesehen von mir und unseren Eltern 😂)? Schnitzel gibt es ja immerhin schon Mal. Aber was ist mit Brot, anderen typisch deutschen Nahrungsmitteln oder dem Fahrradfahren? Oder ist es noch zu früh um etwas zu vermissen? Vielleicht verarbeitest du das ja Mal in deinem nächsten oder einem späteren Eintrag.
    Liebe Grüße aus dem fernen Paderborn.

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    1. Hey Schwesterherz, das mach ich gerne! Ich denke deinen Fragen kriege ich nach und nach unter :)

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  2. Augenstern....wenn das hier ein Wunschkonzert ist, will ich ein Foto von dir!! :) E.

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    1. :D Foto geht natürlich klar! Ich werd mir ein schönes Motiv überlegen ;)

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