So wenig wir in den Tagen um Sukkot unternommen haben, desto
mehr wurde es im Anschluss daran: Haifa, Maasra (sprich: Maasra ah), mehrere
Lectures, ein Besuch in Nazareth und eine Tour zu bedeutenden Orten der jesuanischen Überleiferung standen auf dem Programm, neben harter Arbeit im Garten/ Urwald von Nes Ammim.
So standen zunächst zwei Stadtführungen auf dem Programm,
einmal in der Großstadt Haifa und weiterhin etwas beschaulicher in unserem
Nachbarort Maasra. In Haifa wurden wir zu verschiedenen Orten mit überragender
Aussicht über die Stadt geleitet und unser Stadtführer zeigte uns so manchen versteckten
Ort, wo man den Blick wunderbar über die Bucht und den Hafen von Haifa
schweifen lassen konnte. Auch eine Moschee der Ahmadiayya Muslime besuchten wir. Die Ahmadiyya Muslime sind eine Minderheit innerhalb
der muslimischen Gemeinschaft, die glauben, dass der Mahdi, der Messias, in der Person von Mirza
Ghulam Ahmad schon erschienen ist. Da die große Mehrheit des Islam Mohammed
aber als letzten Propheten ansieht, werden die Ahmadiyya Muslime in weiten Teilen
der islamischen Welt verfolgt. In Israel können sie aber ungestört ihre
Religion leben. Der letzte große Punkt der Stadtführung bestand im Besuch des
sogenannten Templerviertels oder deutschen Viertels. Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts wurde dieses Viertel von den Anhängern der pietistischen
Tempelgemeinschaft gegründet, die sich in Israel in besonderer Nähe zum Herrn
glaubte. Weiterhin haben sie die Orangen nach Israel mitgebracht. Besonders auffällig war, dass der Stadtführer uns Haifa immer wieder als Model
des friedlichen Miteinanders vorgestellt hat, wo Juden, Muslime und Christen
friedlich miteinander leben - so wie es in ganz Israel sollte. Alles in allem ein
wirklich interessanter Einblick in diese lebendige Stadt.
|
Mit Blick auf die Bucht von Haifa. |
In Maasra ging es im Vergleich dazu etwas beschaulicher zu. Die
Stadt mit ihren 4200 Einwohnern liegt in direkter Nachbarschaft zu Nes Ammim und
ist arabisch geprägt. Unser Stadtführer Yusuf, erzählte uns einiges zum
arabischen Schulsystem und den arabischen Gepflogenheiten. Am Ende gab es dann
noch eine kleine Tour durch das Herzstück von Maasra, den Faisal Markt. Den
kannten wir zwar schon alle, weil wir dort unsere Dinge für den täglichen
Bedarf einkaufen, interessant war es aber trotzdem, da das Familienunternehmen
jetzt schon in vierter Generation besteht. Faisal ist ungefähr vergleichbar mit
einem Real Markt, was Größe und Auswahl angeht. Alles natürlich israelisch
angepasst.
Interessante Einführungen in die israelische Geschichte und
Kultur gab es von Avner Shai und Prof. Moshe Zimmermann. Avner Shai führte uns
in die hebräische Sprache und Kultur ein. Zu den signifikanten Punkten
letzterer gehört neben einer Vorliebe für Kunst, Kultur und Literatur vor allem
das Chaos, das alle Lebensbereiche wie eine Grundstruktur durchzieht. Durchaus
ein Punkt, den wir alle sehr gut nachvollziehen konnten. Prof. Moshe Zimmermann
zeigte uns den Zusammenhang zwischen dem Sechstagekrieg und dem erstarken der
rechten Parteien, die seit 1977 die Regierung stellen, im Zusammenhang mit der
religiösen Unterfütterung des Zionismus. Ein sehr spannender Vortrag, der einen
guten ersten Überblick über die teilweise schwer zu durschauende politische
und historische Landschaft Israels gab.
|
Hier eine Mariendarstellung aus China... |
|
und eine aus Thailand. |
An einem unserer freien Tage besuchten wir Nazareth. 2012
war ich schon einmal hier, sodass ich manches wiedererkannt habe. An die recht
große Verkündigungskirche mit ihren 2 Stockwerken konnte ich mich noch
besonders gut erinnern. Der Legende nach hat an der Stelle an der heute die Kirche
steht Maria in einer Höhle gelebt. Eine Höhle ist daher auch noch in der
Kirche zu besichtigen. Nach wie vor
beeindruckend sind die Marienstatuen aus verschiedenen Ländern. Die
Kirche gleichen Namens gibt es noch ein zweites Mal in Nazareth, einfach die
Straße runter, nur diesmal in orthodoxer Tradition und deutlich kleiner. Ein
Phänomen was man nebenbei bemerkt übrigens häufiger im Heiligen Land findet.
Der Besuch des Marktes lohnt sich übrigens auch!
|
Die Synagoge mit hellenistischer Prägung. |
Zum Abschluss der vergangenen Tage unternahmen wir noch
einen study trip zum See Genezareth, wo wir verschiedene Orte der jesuanischen Überlieferung
besuchten. Besonders Kapernaum ist einen Besuch wert, wenn man historisch,
archäologisch und religiös interessiert ist. Die Ausgrabungen dort haben
Gebäude aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten freigelegt. Im Zentrum
findet sich eine recht große Synagoge, die in ihrem Stil deutlich hellenistisch
geprägt ist. Weiterhin findet sich ein besonders altes Wohnhaus aus dem ersten
Jahrhundert nach Christus, welches der Überlieferung nach das Wohnhaus des
Petrus gewesen sein soll. Auch ein Phänomen des Heiligen Landes, da sich die religiöse
Überlieferung schnell an besonders alte Überreste vergangener Zeiten heftet. Am
Abschluss gab es noch ein erfrischendes Bad im See Genezareth. Ein wirklich gelungener Ausflug!
Das sind ja viele spannende Erlebnisse lieber Sohn, ist Haifa so friedlich wie beschrieben und kann Israel etwas davon lernen? Schön wäre es. Hast du auch schon etwas für die Archelogie ausgegraben? Viele liebe Grüße dein Vadder
AntwortenLöschenIn großen Teilen ist es wirklich sehr friedlich oder es wird zumindest immer versucht Konflikte friedlich zu lösen. In diesem Sinne wäre es auf jeden Fall ein Beispiel für ganz Israel.
LöschenDer Archäologie konnte ich leider noch nicht zu Diensten sein, da die Ausgrabung mit meinem Dienstplan kollidiert ist. Beim nächsten Mal bin ich aber dabei, hoffe ich :)
Liebe Grüße,
dein Sohnemann