Chanukka und Weihnachten sind nun vorbei und allmählich wird es wieder
ein bisschen ruhiger im Festkalender. Bevor es aber wieder ganz zurück zum
normalen Alltag geht, steht ja heute Abend zumindest noch Sylvester bevor.
Sylvester hat hier aber anscheinend keinen besonders hohen Stellenwert, sodass
die Einheimischen ihre Sylvesterparty schon am 29. gefeiert haben, einfach aus
dem Grund, weil sie am folgenden Tag, dem Samstag, frei haben. Sehr
pragmatisch. Wie die Feier war, weiß ich allerdings nur von Bildern, da ich
währenddessen mit einer dicken Erkältung das Bett gehütet habe. Bevor die
Erkältung mir aber den Feiermarathon verkürzen konnte, standen Chanukka und
schließlich Weihnachten auf dem Programm.
Chanukka ist das jüdische Lichterfest, welches im Verlauf der vergangenen
Jahrhunderte einen Bedeutungswechsel vollzogen hat. War es ursprünglich das
Fest zur Wiedereinweihung des 2. jüdischen Tempels nach dem Makkabäeraufstand
164 v.Chr. wird das Fest heute eher mit einer Legende assoziiert, die zwar
ebenfalls um den Tempel kreist, aber nicht die Wiedereinweihung zum Zentrum
hat. Folgendes wird sich erzählt: Nach den harten Kämpfen um Jerusalem stand es
schlecht um die Ölreserven des Tempels, in dem eine siebenarmige Menora
dauerhaft brennen sollte. Nur ein einziger Krug Öl war geblieben, was gerade Mal
für einen weiteren Tag reichen würde! Nachschub war keine in Sicht, weit und
breit! Einfach neues Öl innerhalb eines Tages herzustellen war unmöglich, da
man für die Herstellung von geweihtem Öl volle acht Tage braucht. Doch wie
durch ein Wunder – sie ahnen es liebe Leser – reichte das Öl schließlich doch
für die vollen acht Tage. Das ist das Wunder von Chanukka und das wird gefeiert.
Deshalb hat die Chanukkia, der Leuchter, der zu Chanukka verwendet wird, acht
Arme (manchmal auch 9: das neunte Licht dient dann dazu die anderen zu
entzünden). Jeden Tag wird dann ein weiteres Licht entzündet bis alle acht
Lichter brennen. So wie es in dieser kleinen Geschichte viel um Lichter geht,
so steht Licht auch heute bei den Feierlichkeiten im Zentrum. Daneben erinnert
das Fest schon ein bisschen an Weihnachten (oder Weihnachten eben an Chanukka).
Bei der Feier mit den Einheimischem hier in Nes Ammim, wurde viel gesungen,
musiziert und im Vorfeld gebastelt. Es wurde Glühwein getrunken und es gab
Kartoffelpuver mit Quark zu essen. Um den Mixup zwischen den Festen und
Kulturen zu vervollständigen, kam für die Kinder dann auch noch Sinterklaas
vorbei, gespielt von Mathis, der Schokoweihnachtsmänner verteilt hat. Eine sehr
bunte und vielfältige Veranstaltung.
Wenig später kam dann auch schon Weihnachten und ich wurde schon im
Vorfeld beschenkt, weil Bine zu Besuch gekommen ist. Den Auftakt zum
Weihnachtsfest bildete die Christmas Parade in Nazareth. Ein langer karnevalsähnlicher
Zug, der sich quer durch die Stadt zog und für mich etwas ganz neues zum
Weihnachtsfest war. Besonders beeindruckend fand ich die schottischgekleideten-trommelspielenden-israelischen-Pfadfinder.
Die Musik war wirklich gut!
Die Pfadfinderband aus Nazareth. |
Der Heilige Abend war dann sehr besinnlich mit gutem Essen und einer
Legion an Flaschen Wein. Sehr besinnlich eben! Bevor der Wein für die
angemessene Gemütlichkeit sorgen konnte, mussten einige von uns noch im von Charlotte und
Katrin inszenierten Krippenspiel ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter
Beweis stellen. Ich durfte in der Rolle des Josef antreten. Die Adaption des
altbekannten Stoffes war gewagt, die Inszenierung heikel, die Requisiten
kostspielig und der zeitliche Rahmen zur Vorbereitung mehr als eng gesteckt.
Doch als der Vorhang fiel, brandender Applaus. Die Kritiker begeistert! Das
kann selbstverständlich nicht verwundern, hatten sich doch die Autorrinnen des
Stücks mutig der Frage gestellt, wie es wäre, wenn Maria und Josef, die
Hochschwangere und der mögliche Vater, in unserer Zeit, hier und jetzt in Nes
Ammim im ganz normalen Hotelbetrieb ankommen würden. Geschickt werden hier Gegenwart
und Vergangenheit, Modernes und Althergebrachtes zu einem Potpourri
verflochten, das die Drangsale des alltäglichen Lebens in Nes Ammim ebenso
aufgreift, wie die Nöte der werdenden Eltern - und alles gewürzt mit einer
gesunden Prise Humor. Ein voller Erfolg und Spaß beim Spielen hatten wir auch!
die Volontäre in voller Aktion beim Krippenspiel. |
Maria und Josef - vor der Rezeption. |
Am 25. Durften wir dann noch Freunde von Nes Ammim empfangen und es
gab erneut gutes Essen und das eine oder andere Gläschen Wein, begleitet von
Gesang und Musikinstrumenten. Weihnachten das erste Mal nicht mit der eigenen
Familie, außerhalb der Heimat zu feiern, war schon ungewöhnlich. Ich habe mich
oft dabei erwischt, wie ich mir vorgestellt habe, wie es jetzt zuhause ist, ob
jetzt alle gemeinsam einen Film schauen oder zusammen Kuchen essen oder einen
Weihnachtsspaziergang machen. Dank Bine hat sich mein Heimweh aber schon sehr
in Grenzen gehalten.
Heute ist schon Sylvester und wir feiern mit allen Volontären zusammen
eine kleine Party. Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und
ein gesegnetes Jahr 2018!
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