Pessach


Pessach ist nun schon seit einiger Zeit um und es ist wieder ein bisschen ruhiger geworden im Hotel. Selbstverständlich haben wir noch Gäste im Hotel, aber der große Pessachwahnsinn ist vorüber. Im Folgenden werde ich weniger über die religiösen Inhalte des Festes berichten, sondern vielmehr wie die Vorbereitungen des Festes und das Fest selbst im Hotelbetrieb abgelaufen sind.
Dieses begann eigentlich schon einige Zeit vorher mit den Vorbereitungen. Für das Fest ist es entscheidend, dass die Kaschrut Regeln (Koscherregeln) peinlich genau befolgt werden. Zusätzlich gibt es noch einige spezielle Sonderregeln nur für Pessach, die speziell die Küche und das Essen betreffen. So wurden zunächst einige Vorbereitungen in der Küche und im Speisesaal getroffen. Das gesamte Geschirr und Besteck, jeder Topf und jede Pfanne, bis hin zum kleinsten Kochlöffel und Schälmesser wurden in einem Bad aus kochendem Wasser gereinigt. Die metallenen Küchengeräte wurden zusätzlich mit dem Bunsenbrenner bearbeitet um diese extra zu reinigen. Dabei geht es allerdings weniger um Hygiene, sondern eher um eine spirituelle Art von Reinheit, die extra für Pessach eingehalten werden muss. Zu diesem Zweck waren auch einige Masgichim mit ihren Helfern bei uns in der Küche, um die genaue Einhaltung des Reinigungsrituals zu überwachen. Die Temperaturen in der Küche gingen durch die offenen Flammen schon bald in Richtung Sauna. Wir Volontäre waren vor allem für das Abtrocknen der Küchenuntesilien, Teller und Tassen zuständig und so kam eine zunächst nicht enden wollende Flut aus Keramik und Edelstahl auf uns zu, die es mit dem Geschirrtuch zu bearbeiten galt. Mit den Küchenuntensilien war es aber nicht getan. Ein weiterer wichtiger Teil des Pessachrituals betrifft das Brot. An Pessach ist es nicht gestattet gesäuertes Brot im Haus zu haben. Das hängt mit dem Ursprung des Festes, dem Auszug der Israeliten aus Ägypten zusammen. Bei ihrem hektischen Aufbruch aus dem Feindesland und Sklavenhaus hatten diese keine Zeit ihr Brot zu säuern, also Hefe hinzuzusetzen und das Brot aufgehen zu lassen. Es war nur genügend Zeit einfache Mazzot, also ungesäuertes Brot zu backen.  So ist es daher auch an Pessach: Kein gesäuertes Brot,  nur Mazzot. Man kann sich das Mazzot als die Sparversion des Knäckebrots vorstellen: noch dünner und noch weniger Geschmack. Persönlich kann ich sagen, dass mich dieses Brot tatsächlich an die Grenzen gebracht hat. Ich fand es für einen Tag, sagen wir mal, interessant, diese zu essen. Zwei Wochen waren allerdings 13 Tage zu viel. Nun denn…
An dieser Stelle endet die Odyssee des ungesäuerten Brotes aber noch nicht. Ich hatte ja schon erwähnt, dass man kein gesäuertes Brot im Haus haben darf. Das ist ganz wörtlich zu verstehen, also auch kein Krümel und nichts dergleichen. Das bedeutete für uns, den gesamten Hotelbereich gründlichst zu säubern, wirklich bis auf den letzten Krümel und das letzte Staubkorn. Da ja die Hefe der Feind Nummer eins in diesen Heiligen Tagen ist, ist auch eine andere Köstlichkeit aus den Räumlichkeiten des Hotels verband worden, was besonders dem deutschen Gemüt einen kleinen Stich zu versetzen weiß: Das Bier. In unseren eigenen Räumlichkeiten war es aber kein Problem weiterhin dem Gerstensaft zu huldigen. Um ganz sicher zu gehen, gab es in der Pessachzeit auch keine Cornflakes und auch keinen Reis, da beides ja auch in gewisser Weise aufgeht. Ja ich weiß, wir haben es sehr gründlich genommen, allerdings ist es nicht unüblich auch diese Lebensmittel aus dem Haus zu verbannen. 
Das Gartenteam hatte noch eine Extraaufgabe für die Festivitäten, da wir einige Blumenbeete neu gestalten sollten. Nach all den Monaten des Herausreißen und Zurückschneidens war diese konstruktive und kreative Arbeit eine wirklich schöne Abwechslung. Zum Blumenkaufen fuhren wir mit dem ganzen Gartenteam zu unserem Nachbarkibbuz nach En har mifratz und shoppten was der Blumenkübel hergab. Ich denke die Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen. 

Blumenbeete bei der Dinning Hall.
Die Festzeit war für mich vor allem von sehr langen Dishwashschichten geprägt, oft bis 12 Uhr nachts und einmal auch bis 2 Uhr nachts. Die Gartenarbeit ruhte über die Festtage. Dies ist allerdings auch nur verständlich, da einer der höchsten jüdischen Feiertage nicht unbedingt von Traktor- und Heckenscheerenlärm gestört werden muss. Leider war es nicht erlaubt bei der Arbeit im Dishwash Musik zu hören, da es ein während Pessach ein zwiespältiges Verhältnis zur Musik gibt. Auf der einen Seite wird bei sehr vielen der Pessachrituale gesungen, auf der anderen Seite ist allerdings jegliche Art von instrumentaler Musik strikt verboten. Einer der älteren Volontäre berichtete uns wie er bei einer der vergangenen Pessachfeiern in Unkenntnis dieser Sitte mit der Gitarre in der Hand die Dinnig Hal betreten wollte, um die singenden Gäste zu unterstützen und sogleich von einem wütenden Masgiach hinausbegleitet wurde.
Blumentöpfe am Hoteleingang.
Durch die viele Arbeit verging die Zeit recht schnell, nur Karfreitag und Ostern kamen etwas zu kurz. Wir hatten zwar einen wirklich schönen Ostergottesdienst und ein anschließendes Osterfrühstück, aber dennoch stand die Arbeit im Vordergrund.
Zurück im „normalen“ Hotelbetrieb steht für das Gartenteam gerade die Arbeit im Poolbereich an, da dieser im Mai eröffnet werden soll. Da das ganze Areal vom Pflanzenbewuchs ausgehend eher einer längst verlassenen Geisterstadt gleicht ist also einiges zu tun.

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